Wiederaufbau in Weisweiler schreitet sichtbar voran
2025 | 04

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Aachener Zeitung vom 13. April 2025

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Najoua Taleb / Aachener Zeitung

Nach der Flutkatastrophe 2021 schien ein normaler Kita- und Schulalltag in Weisweiler lange nicht vorstellbar. Jetzt zeigen sanierte Gebäude, neue Spielflächen und grüne Ideen, wie aus Zerstörung etwas Zukunftsweisendes entstehen kann.

In Weisweiler wird der Wiederaufbau nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 weiterhin mit großen Schritten vorangetrieben – aktuell besonders sichtbar und spürbar für die Kinder der Grundschule und der Kita „Auf dem Driesch“.

„Damals konnten wir uns kaum vorstellen, wie es hier einmal aussehen würde“, erinnert sich Bürgermeisterin Nadine Leonhardt (SPD) an den ersten Schultag nach der Flut. „Heute sehen wir: Gemeinschaftsprojekte funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen.“

Von insgesamt rund 11.500 Quadratmetern Fläche sind bereits rund 9000 Quadratmeter neu gestaltet – darunter der Schulhof und das Außengelände der Kita. In den kommenden Osterferien sollen noch ausstehende Restarbeiten abgeschlossen werden.

Neben der Wiederherstellung wurde die Gelegenheit genutzt, um die Flächen nachhaltig zu entsiegeln, zu begrünen und barrierefrei zu gestalten. So entstanden unter anderem ein Fußball- und Basketballfeld, ein Tobe-Hügel, ein Weidentunnel und eine Bobby-Car-Rennstrecke, die sich durch dunklere und glattere Pflastersteine optisch absetzt.

Quelle: Aachener Zeitung

Vertreter der Stadt, Schule, Elternschaft und Landschaftsarchitekten freuen sich über den sichtbaren Fortschritt. Foto: Stadt Eschweiler / Dounia Hamidi

„Heute sehen wir: Gemeinschaftsprojekte funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen.“

Die Außenanlagen wurden naturnah und nachhaltig neu geplant. Im Kita-Bereich wurde das Gelände zum Beispiel um rund 30 Zentimeter erhöht. Statt dunklem Asphalt wurde helleres Pflaster verwendet, das sich im Sommer weniger aufheizt. „Es geht nicht nur um Wiederaufbau, sondern um einen Neuanfang – kindgerecht, zukunftsorientiert und resilient“, betont die Bürgermeisterin.

„Unser Grundkonzept war es, stark versiegelte Flächen aufzubrechen und Wasser wieder in den Boden versickern zu lassen“, erklärt Landschaftsarchitektin Julia Weindorf-Kuckertz. Durchlässige Arena-Pflaster sorgen dafür, dass Regenwasser nicht mehr oberflächlich abläuft, sondern versickert – mit Entlastung für die Kanalisation.

Spielgeräte – sowohl für die Kita- als auch für die Grundschulkinder – wurden, wo möglich, gereinigt, aufgearbeitet und wiederverwendet – nicht nur aus Nachhaltigkeitsgründen, sondern auch aus emotionaler Verbundenheit. „Viele Menschen haben durch die Flut so viel verloren – da ist es auch emotional viel wert, wenn wir Dinge erhalten und ihnen ein neues Leben geben können“, sagt Bürgermeisterin Leonhardt. Ein großes Kletterspielgerät konnte allerdings noch nicht aufgebaut werden, weil mehr Ersatzteile benötigt wurden als zunächst gedacht.

Die Gestaltung folgt ebenfalls einem naturnahen Konzept: Organische Formen, großzügige Grünflächen, mehr Raum für Bäume. Um empfindliche Neupflanzungen zu schützen, wurden dezente Barrieren eingeplant, bis die Pflanzen größer und robuster sind. Gleichzeitig gibt es bewusst gestaltete Bereiche mit Weiden, durch die Kinder hindurchlaufen können – Naturerlebnis inklusive.

Ein besonderes Highlight wird künftig der neugestaltete Schulgarten sein. Dort wächst der Rasen bereits, ein Weiden-Tipi entwickelt sich, und die Pflanzenauswahl erfolgte in enger Abstimmung mit der Schule, sodass die Kinder selbst gärtnern können. Der Bereich bleibt bewusst vom Hauptschulhof getrennt, ist aber durch ein Verbindungstor mit dem Außengelände der Kita verknüpft. Dort muss nur noch das Klettergerüst fertig bearbeitet werden, während der Rasen bereits gut angewachsen ist.

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Auf dem neuen Schulhof ist die Bobby-Car-Rennstrecke ein echter Renner bei den Kindern. Foto: Najoua Taleb

Noch im Umbau befindet sich der Innenhof der Grundschule, der für die Kinder direkt nach dem Einzug vergangenen Sommer als Schulhof fungierte. Dieser soll künftig ein „ruhiger Schulhof“ mit Sitznischen, Rückzugsorten und einem grünen Klassenzimmer werden. Gleichzeitig übernimmt er eine wichtige Funktion als Verbindungsweg zwischen den Gebäudeteilen der Schule. Aktuell wird der Zugang mit Absperrgittern gesichert – eine organisatorische Herausforderung im laufenden Schulbetrieb.

„Wir müssen Fluchtwege und Bewegungsflächen jederzeit gewährleisten, während rundherum gebaut wird“, betont Landschaftsarchitekt Michel Schirmer. Deshalb werden die Arbeiten am Innenhof in Bauphasen und möglichst in den Ferien umgesetzt. Ziel ist es, Innenhof und angrenzenden Parkplatz bis Ende der Sommerferien 2025 vollständig fertigzustellen. Was als Krisenreaktion begann, soll nun zum Vorbild für kindgerechten und resilienten Stadtumbau werden – weit über Weisweiler hinaus.

Quelle: Aachener Zeitung

Der Innenhof der Grundschule befindet sich derzeit noch im Umbau

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